Erstes Auswärtsspiel der Saison in Karlsruhe – und was nun?

Erstes Auswärtsspiel der Saison in Karlsruhe – und was nun?

Dynamo-Fans in Düsseldorf © Dehli-News / Frank Dehlis

Obwohl alle Dynamo-Fans heiß auf die Saison sind und das erste Auswärtsspiel in der Vergangenheit immer wieder mit Spannung erwartet wurde, wird es dieses Mal etwas anders sein. Aufgrund der Ereignisse und Folgen im Nachgang des letzten Spiels unserer SGD in Karlsruhe 2017 wird ein großer Teil der Dynamo-Fans unsere Mannschaft bei dem kommenden Spiel am Samstag (03.08.) leider nicht unterstützen.

Was ist passiert?

Foto: © Dehli-News / Frank Dehlis


Ca. 2.000 Dynamo-Fans zogen am 14.05.2017 bei einem Fanmarsch, dessen Route von der Polizei vorgeschlagen wurde, in einheitichen T-Shirts und Fischerhüten im Camouflagemuster mit der Aufschrift „Football Army Dynamo Dresden“ zum Karlsruher Stadion. Auf einem Transparent wurde „Krieg dem DFB“ gezeigt.
Der mediale Aufschrei war groß.
Was folgte war eine bis dahin beispiellose Kampagne gegen Korruption, gegen die Kommerzialisierung im Fußball, gegen die Sportgerichtsbarkeit des DFB sowie gegen die Zerstückelung von Spieltagen, die zahlreiche Fanszenen in Deutschland von nun an vereinte und in so manchen Aktionsspieltagen sichtbar wurde.
Doch daneben liefen im Hintergrund die Ermittlungen der Behörden gegen die angeblichen Organisatoren des Fanmarsches an, welche in den Hausdurchsuchungen vom Dezember 2017 zum Vorschein kamen und deren Folgen die Betroffenen bis heute nicht nur finanziell sondern auch psychisch stark belasten.

https://soko-dynamo.org/

Verschiedene engagierte Dynamo-Fans aus unterschiedlichen Gruppen und Zusammenhängen, welche die von den Ermittlungen und Hausdurchsuchungen betroffenen Dynamo-Fans unterstützen wollten, haben sich dann Anfang des Jahres 2018 zum Soko Dynamo (kurz für Solidaritätskomitee Dynamo) zusammengeschlossen. Seither dokumentieren sie in Absprache mit den betroffenen Dynamo-Fans die Vorgänge und organisieren unermüdlich Unterstützung.
Respekt, was dabei immer und immer wieder auf die Beine gestellt wird!
Wer sich über die Geschehnisse und Entwicklungen informieren oder aber den Betroffenen helfen möchte, findet auf der Seite des Soko Dynamo alle wichtigen Informationen.

Was passiert nun am 03.08.2019 zum ersten Auswärtsspiel der Saison?
Die aktive Fanszene hat sich im Vorfeld des Spiels entschieden, nicht nach Karlsruhe zu reisen, sondern gemeinsam mit anderen Dynamo-Fans im heimischen Rudolf-Harbig-Stadion das Spiel zu verfolgen: „Info der aktiven Fanszene zum Spiel in Karlsruhe“
Alle Dynamo-Fans haben nun die Möglichkeit, am Samstag beim Public Viewing hier in Dresden dabei zu sein. Tickets gibt es für 5 Euro im Planet44, am Kartenschalter links neben dem Fanshop oder auch noch am Spieltag. Neben moderaten Catering-Preisen erwartet euch auch ein kleines Gewinnspiel der aktivene Fanszene mit coolen Preisen (UD-Buch, T-Shirts, Foto-Leinwand Motiv „Semperoper“ u. a.).
Von uns aus wird Janine beim Public Viewing am Samstag mit vor Ort sein.

Wer dennoch nach Karlsruhe fahren möchte, findet wie immer alle Infos zum Spiel auf der Seite der SG Dynamo Dresden: Faninfo für das Auswärtsspiel in Karlsruhe
Vom Fanprojekt wird Willi als Ansprechpartner mit vor Ort sein. Ihr erreicht ihn bei Fragen unter: 0176 235 994 04

Dann drücken wir alle mal die Daumen für 3 Punkte am Samstag und vor allem für eine positive Entwicklung hinsichtlich der Verfahren für die von den Ermittlungen und Hausdurchsuchungen betroffenen Dynamo-Fans!!! Haltet durch, ihr seid nicht allein!!!

Fanprojekt Dresden erhält Qualitätssiegel

Fanprojekt Dresden erhält Qualitätssiegel

Soziale Arbeit – was machen die da eigentlich den ganzen Tag? Mit Jugendlichen abhängen und den restlichen Tag am Kickertisch trainieren? Weit gefehlt. Nicht zuletzt durch die öffentliche Förderung unterliegt auch das Fanprojekt Dresden e.V. neben den internen Qualitätsüberprüfungen einer permanenten Qualitätskontrolle durch Geldgeber und sonstige Interessengruppen. Die wesentliche Rolle spielt dabei natürlich unsere junge Zielgruppe: gibt es keine interessanten Veranstaltungen oder räumliche Rahmenbedingungen, würde auch das Interesse am offenen Treff sinken. Wenn wichtige Rückmeldungen von Fans keine Berücksichtigung in den Spieltagsauswertungen erhalten, würde niemand mehr den Auswärtsfragebogen ausfüllen, den es seit nunmehr 15 Jahren an unserem Standort gibt. Sind die Workshops für Schulklassen langweilig und uninteressant, dann werden sie nicht mehr gebucht. Insofern orientiert sich unsere Arbeit in allen Facetten sehr an den Interessen junger Menschen. Sie muss sich daher auch auf veränderte Wünsche und Bedürfnisse einstellen.

Neben den jungen Menschen prüfen aber auch externe Institutionen das Fanprojekt Dresden. Ob Jugendamt der Landeshauptstadt Dresden oder der Freistaat Sachsen – ein verantwortungsvoller Umgang mit den zur Verfügung gestellten Mitteln ist für uns selbstverständlich und wird regelmäßig kontrolliert. Im Februar 2019 haben wir im Rahmen einer solchen Überprüfung das Qualitätssiegel „Fanprojekt nach dem NKSS“ erhalten. Dieses ist bis zum Jahr 2021 gültig und wird durch den Beirat der Koordinationsstelle Fanprojekte und der AG Qualitätssicherung, u.a. bestehend aus Vertretungen der Fußballverbände, der Jugend- und Familienbehörden sowie der Wissenschaft, vergeben. Ein Institut befragte neben den Angestellten und unserem Vorstand auch die SG Dynamo Dresden, Vertreter der Fanszene, die Polizei, das Jugendamt, etc. zur Arbeit des Fanprojekts.

In der Begründung zur Verleihung heißt es: „Das Fanprojekt Dresden hat in seiner freien Trägerschaft eine besondere – aber sehr gut organisierte – Struktur, die es ermöglicht, eine Vielzahl von weiteren sozialpädagogischen Projekten zu akquirieren und durchzuführen. Besonders hervorzuheben ist die enge und bewährte Verzahnung mit der außerschulischen Bildungsarbeit, hier ist speziell das Lernzentrum zu nennen. Auch deswegen steht das Fanprojekt neben dem Bezugsverein mit vielen weiteren kommunalen Behörden und Einrichtungen in einem intensiven Austausch. Die Zusammenarbeit mit dem Bezugsverein ist auf allen Ebenen eng und vertrauensvoll.

Besondere Wertschätzung und Akzeptanz erfährt das Fanprojekt durch die vielschichtige Fanszene der SG Dynamo Dresden. Die Vermittlerfunktion des Fanprojektes ist gegeben und geht auch an Spieltagen über das erwartbare Maß hinaus.
Explizit hervorzuheben ist die Online-Befragung der Fans nach jedem Auswärtsspiel. Die dadurch ermöglichte Spieltagsreflektion geht allen beteiligten Netzwerkpartnern zu und hat das Ziel, die Rahmenbedingungen an den Spieltagen zu verbessern und somit auch potentielle Konflikte zu minimieren.“

Wir sind sehr glücklich über diese Auszeichnung und möchten uns bei allen bedanken, die im Rahmen der Überprüfung eine Einschätzung unserer Arbeit abgegeben haben.

„Ein so schwer zu beschreibender Moment.“

„Ein so schwer zu beschreibender Moment.“

Das Fanprojekt Dresden nutzte gemeinsam mit dem Fanprojekt Zwickau den Beginn der Sommerpause als Chance, eine gemeinsame Bildungsreise zu organisieren: Vom 29. Mai bis zum 02. Juni reisten beide Fanprojekte mit jungen Fußballfans aus Dresden und Zwickau nach Polen.

Das Heimspiel der Zwickauer gegen die Kickers aus Würzburg im April bot für die Mitfahrenden vorab die perfekte Gelegenheit sich gegenseitig vorzustellen und Erwartungen an die Bildungsreise sowie die Beweggründe zu diskutieren. Ein großer Dank für die Einladung zum Spiel geht dabei an unsere Freundinnen und Freunde in Zwickau!

Es folgt ein Bericht über die 5 Tage der bewegenden Bildungsreise nach Polen:


29.05. Dresden – Kraków
Nach staubedingter Verzögerung erreichten wir abends die zweitgrößte Stadt Polens, um direkt den ersten Zwischenstopp am Wawelhügel einzulegen. Hoch über der Wisła thronen dort das Königsschloss im Renaissancestil, die königliche Basilika und die Erzkathedrale der Heiligen Stanislaus und Wenzeslaus. Die Tuchhallen auf dem Hauptmarkt in der mittelalterlichen Kernstadt mit Blick auf die beleuchtete Marienkirche lieferten später noch einen imposanten Anblick.

Blick auf den Wawel, die ehemalige Residenz der polnischen Könige von 1040 bis 1795.


30.05. Kraków-Kazimierz und Bielsko-Biała

Der Krakauer Stadtteil Kazimierz, bis 1800 noch eigenständige Stadt, avancierte bereits im 16. Jahrhundert zur jüdischen Siedlung und wenig später zum kulturellen und religiösen Zentrum der jüdischen Bevölkerung in Polen. Gemeinsam mit einem Guide erkundeten wir eines der spannendsten Viertel Krakaus und besuchten die älteste erhaltene Synagoge Polens, welche mittlerweile ein jüdisches Museum beherbergt. Auch der heute noch als Gebetshaus genutzten „Remuh Synagoge“, nur einen Straßenzug entfernt, statteten wir einen Besuch ab.

Die im 16. Jh. erbaute Alte Synagoge im Viertel Kazimierz ist die älteste erhaltene Synagoge in Polen.


Auf dem Weg zur Fabrik von Oskar Schindler, der während des Zweiten Weltkriegs etwa 1.200 jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter vor der Ermordung in Vernichtungslagern bewahrte, tangierten wir das ehemalige jüdische Ghetto am Heldenplatz, dem Platz an dem sich die Bewohner und Bewohnerinnen des Ghettos vor ihrer Deportation versammeln mussten. In Oskar Schindlers Fabrik befindet sich seit 2010 ein staatliches Museum, welches die Zeit der deutschen Besetzung Krakaus von 1939 bis 1945 darstellt. Ein Schwerpunkt ist dabei das Schicksal der damals im Krakauer Ghetto lebenden Jüdinnen und Juden. Den letzten Halt in Krakau legten wir am Steinbruch „Liban“ ein. Dort befand sich im Südosten der Stadt das Zwangsarbeitslager Plaszow in dem die so genannten „Schindler-Juden“ gefangen gehalten worden. Hinweistafeln, geschweige denn ein Besucherzentrum gibt es nicht. Nur ein Mahnmal aus sozialistischen Zeiten thront auf einem Hügel über dem Gelände. 5.000 bis 8.000 Menschen wurden dort ermordet und Massentransporte nach Auschwitz-Birkenau gestartet. Szenen aus dem Film „Schindlers Liste“ drehte man im Inneren des Steinbruchs. Die nach der Räumung des Zwangsarbeitslagers abgerissenen Gebäude wurden teilweise wieder aufgebaut. Zu erkennen sind jetzt noch Teile des Sets.

Das Gefühl, man befindet sich im Vorhof der Hölle trügt, steht man doch „nur“ in der Kulisse eines Films über die Hölle.


Den – mit der notwendigen Entspannung verbundenen – Abschluss des Tages bildete nach der Ankunft in Bielsko-Biała ein Gruppenspiel der U20 Weltmeisterschaft. Nigeria und die Ukraine trennten sich vor etwas mehr als 3.000 Zuschauerinnen und Zuschauern mit einem 1:1.


31.05. Bielsko-Biała und Tychy
Mit einem gemütlichen Stadtrundgang starteten wir den dritten Tag der Bildungsreise. Bielsko-Biała, ursprünglich mit Bielsko und Biała zwei eigenständige Städte, liegt am Randes des Gebirgszuges Beskiden. Der Fluß Biała teilt die gemütliche Innenstadt von Nord nach Süd. Parkanlagen laden zum Verweilen ein. Interessant im Dynamo-Kosmos: Eduard Geyer wurde am 7. Oktober 1944 in Bielsko-Biała geboren. Den zweiten Teil des Tages setzten wir in Tychy fort. Nach einer Besichtigung der Tyskie-Brauerei, welche wohl eines der bekanntesten Biere Polens herstellt, rollte wieder der Ball. Im Stadion von GKS Tychy trafen im Rahmen der U20 Weltmeisterschaft in einem Gruppenspiel Korea und Argentinien aufeinander.

Über 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten ein spannendes Spiel, bei dem sich die Koreaner gegen die Fußballmacht Argentinien mit einem 2:1 durchsetzen konnten.


01.06. Oświęcim (Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau)
Die Hitze flimmerte über den Gleisanlagen an der „Rampe“, als wir an diesem heißen Samstagvormittag das Einfahrtsgebäude des Vernichtungslagers Auschwitz II, welches drei Kilometer vom Stammlager Auschwitz I entfernt liegt, betraten. Es war das größte deutsche Vernichtungslager während der Zeit des Nationalsozialismus. Die Rampe, an der in der Hochzeit des Holocausts permanent Züge aus allen Teilen Europas mit deportierten Jüdinnen und Juden stoppten und von Deutschen zur Zwangsarbeit bis zum Tod geschickt oder auf direktem Weg in die Gaskammern zum Sterben getrieben wurden. Eine unbeschreibliche Leere und Fassungslosigkeit überkam die Reisegruppe beim Rundgang. Langsam und friedlich im Wind schwankende Blätter an den satt grünen Bäumen, umher fliegende und zwitschernde Vögel, quakende Frösche in Weihern. Ein Ort, an dem Menschen teilweise auf offenem Feld verbrannt wurden und die Asche von Hunderttausenden verstreut wurde. Ein bedrückendes Gefühl, welches man niemals Worte oder Bilder fassen kann. Ein so schwer zu beschreibender Moment. Ein surrealer Moment. Im Stammlager Auschwitz I angekommen erwartete uns ein geführter Rundgang durch das Gelände. Die ehemaligen Häftlingsbaracken, auch Blöcke genannt, bieten nun Platz für verschiedene themenbezogene Ausstellungen. In riesigen Vitrinen sind geleerte Zyklon-B-Dosen, gestohlene Wertsachen, menschliche Haare und das letzte Hab und Gut der Deportierten zu sehen. Kurz vor dem Ende des Rundgangs durchquerten wir eine Gaskammer. Die daneben befindlichen Verbrennungsöfen konnten ebenso besichtigt werden.

6.000.000 Menschen kostete der Nationalsozialistische Völkermord das Leben.
Etwa 1,5 Millionen Menschen davon, die meisten jüdischen Glaubens, ermordeten Deutsche und ihre Helfer allein in Auschwitz-Birkenau industriell.

Die Abscheulichkeit dieser Verbrechen in Worten auszudrücken ist unmöglich. Jedoch genügen wenige Worte, um die Konsequenz aus ihnen zu formulieren:

Auschwitz darf sich niemals wiederholen!


In Auschwitz-Birkenau befinden sich 27 Gedenktafeln in verschiedenen Sprachen. Sie gedenken der 1,5 Million Menschen, die allein hier von den Nazis industriell ermordet wurden.


02.06. Oświęcim – Gliwice – Dresden

Aufgrund des fingierten Überfalls auf den Sender am Vorabend des Zweiten Weltkriegs ist Sendeturm ein bedeutender polnischer Erinnerungsort.

Unseren letzten Zwischenstopp der Bildungsreise legten wir am Sender in Gliwice ein. Mit 118 Metern Höhe und aus Lärchenholz gebaut ist dieser der höchste Holzturm der Welt. Am 22. August 1939 inszenierten SS-Männer einen Überfall auf den sich damals noch auf deutschem Boden befindlichen Sender durch polnische Soldaten. Diese vermeintlichen Grenzverletzungen und der Angriff auf den Sender dienten propagandistisch als Rechtfertigung für den Überfall auf Polen und den damit einhergehenden Beginn des Zweiten Weltkriegs.


Abends in Dresden angekommen endete eine spannende, informative, überaus bedrückende, aber dennoch tolle Bildungsreise.








Wir danken dem Zwickauer Fanprojekt für die großartige Zusammenarbeit.
Wir danken der DFL für die Förderung unserer Bildungsreise durch den Förderpool PFiFF.

Weitere Berichte von unserer Bildungsreise auf der Homepage des Fanprojekt Zwickau.
Weitere Informationen zum Pool zur Förderung innovativer Fußball- und Fankultur (kurz PFiFF).